Jedes Jahr passieren in Deutschland Unfälle, bei denen es nicht mit einer geprellten Hand oder einem blauen Auge glimpflich ausgeht. Verätzungen der Augen, Krankheiten wie der Keratokonus – Ursachen, die zu einer Hornhauttransplantation führen. Die Eingriffe werden inzwischen auch mit Lasern durchgeführt und kosten mehrere tausend Euro. Müssen Privatpatienten diese Summe nach der Kostenerstattung privat vorstrecken?
Mittlerweile ist die Keratoplastik kein besonders schwieriger Eingriff mehr. Spezialisten führen deutschlandweit etwa 9.000 Eingriffe im Jahr durch. Davon wird ein zunehmender Anteil nicht mehr als vollständige Hornhauttransplantation durchgeführt, es braucht nur einen kleinen Streifen der menschlichen Spender-Hornhaut.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Wie teuer ist eine Hornhauttransplantation?
- 2 2. Wer zahlt die Kosten für eine Hornhauttransplantation?
- 3 3. Wie läuft eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) ab?
- 4 4. Welche Methoden für eine Hornhauttransplantation gibt es?
- 5 5. Wie verläuft die Nachsorge bei einer Hornhauttransplantation?
- 6 6. Woher kommen die Spenderhornhäute für eine Transplantation?
- 7 Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
1. Wie teuer ist eine Hornhauttransplantation?
Eine Hornhauttransplantation – auch als Keratoplastik bezeichnet – kommt unter anderem bei einem Keratokonus zum Einsatz. Hier wölbt sich die Hornhaut allmählich kegelförmig nach vor. Dabei kommt es zum Ausdünnen der Hornhaut, es verändern sich deren optische Eigenschaften. Ab einem bestimmten Punkt ist eine konservative stabilisierende Therapie nicht mehr möglich.
Der operative Eingriff erfolgt in der Regel stationär mit einer Liegezeit zwischen zwei bis 10 Tagen. Aufgrund der stationären Behandlung erfolgt die Abrechnung nicht wie bei einer ambulanten Therapie über die GOÄ. Abgerechnet wird durch Krankenhäusern mittels einer Fallpauschale. Basis der Berechnung ist der Bundesbasisfallwert von 4.000,71 Euro.
Entsprechend der Aufenthaltsdauer und des individuellen Behandlungsumfangs fallen die Kosten einer Hornhauttransplantation von Patient zu Patient unterschiedlich aus. So kann die Keratoplastik (ohne extrakapsuläre Extraktion der Linse und Amnionmembrantransplantation) nach der aDRG Bewertung zwischen rund 4.500 Euro bis mehr als 9.000 Euro kosten. Komplexere Eingriffe etwa mit einer extrakapsulärer Extraktion der Linse verändern die Kosten nach oben.
Treten Komplikationen auf, kann sich die Rechnung des Krankenhauses zusätzlich erhöhen. Darüber hinaus fließen Pflegekosten und Wahlleistungen in die Rechnung ein. Kosten für die Unterbringungen im 2-Bett-Zimmer variieren je nach Klinik genauso wie das 1-Bett-Zimmer. Wer als Patient komplett seine Ruhe haben will, sollte 200 Euro bis 250 Euro zusätzlich einrechnen.
2. Wer zahlt die Kosten für eine Hornhauttransplantation?
Müssen privatversicherte Beamte oder Angestellte mit Erreichen der JAEG in der PKV fünfstellige Krankenhausrechnung finanzieren? Nein! Die Hornhauttransplantation ist das letzte Mittel, um den Keratokonus – wenn andere Optionen versagen – zu behandeln. Damit handelt es sich um einen medizinischen Eingriff, der notwendig und in der Lage ist, die Erkrankung zu heilen oder zu mildern. Insofern sind wichtige Bedingungen zur Übernahme der Kosten erfüllt.
Grundsätzlich werden für die Hornhauttransplantation Kosten durch die Krankenkassen übernommen. Wer gesetzlich versichert ist, kann sich darauf verlassen, im Ernstfall die Behandlung auch zu erhalten. Wie sieht im Vergleich dazu die Übernahme in der PKV aus? Auch private Krankenversicherer zahlen bei medizinischer Notwendigkeit, was hier in jedem Fall gegeben ist. Eine Keratoplastik wird von beiden Versicherungszweigen übernommen.
3. Wie läuft eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) ab?
Hornhauttransplantation ist ein chirurgischer Eingriff zur Wiederherstellung der Sehkraft. Bei diesem Verfahren wird eine beschädigte oder erkrankte Hornhaut durch ein gesundes Spendergewebe ersetzt. Dieser Prozess ist entscheidend für Patienten mit Hornhauttrübungen oder -erkrankungen, um ihre Sehfähigkeit zu verbessern. Grundlegend basiert die Behandlung mit einer Keratoplastik auf folgendem Ablauf:
- Vollnarkose oder lokale Anästhesie
- Ausstanzen und Entnahme des kranken Hornhautareals
- Ausstanzen des Passstücks aus der gesunden Spender-Hornhaut
- Einsetzen und Vernähen der Hornhaut
- Nachsorge
Wie die Behandlung im Detail aussieht, hängt von der gewählten OP-Methode ab. Die perforierende Keratoplastik folgt diesem Muster sehr eng. Eine lamellare Keratoplastik – sprich eine teilweise Transplantation – läuft etwas anders ab.
Hier ist entscheidend, ob es sich um eine Innenschicht- oder Außenschichttransplantation handelt. Besonders schonend ist die Innenschichttransplantation. Hier braucht es nur einen kleinen seitlichen Schnitt, es kann auf Nähte verzichtet werden. Bei Außenschichttransplantation muss das Spendermaterial wieder vernäht werden. Trotzdem ist dieser Eingriff nicht ganz so umfangreich wie eine vollständige Transplantation.
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Mehr Informationen4. Welche Methoden für eine Hornhauttransplantation gibt es?
Transplantationen der Hornhaut werden oft mit dem Keratokonus in Verbindung gebracht. Aber: Es gibt in der Praxis weitere Erkrankungen, welche den Eingriff nötig machen. Unbehandelte Entzündungen des Auges ziehen die Hornhaut irreversibel in Mitleidenschaft. Außerdem können folgende Krankheitsbilder schwere Schäden hinterlassen:
- Fuchs-Endotheldystrophie (es kommt zur Einlagerung von Flüssigkeit in die Endothelzellschicht der Hornhaut)
- Bullöse Kerathopathie
- Einlagerungen in der Epithelschicht der Hornhaut – auch als Dystrophie bezeichnet
- Vernarbungen nach einer infektiösen Erkrankung
- Gewebetrauma durch Verletzungen als Unfallfolge
- Einwirken ätzender Substanzen.
Je nach Krankheitsbild und dem Bild der degenerativen Entwicklung kann sich ein Operateur zu unterschiedlichen Methoden der Keratoplastik greifen. Dabei teilt sich die Anwendung in zwei Gruppen auf.
- perforierende Keratoplastik
- lamellare Keratoplastik.
Beide unterscheiden sich im Wesentlichen darin, welche Areale der Hornhaut vom Eingriffe betroffen sind. In der perforierende Keratoplastik wird die komplette Hornhaut entfernt und mit der Spender-Hornhaut ersetzt. Diese Methode empfiehlt sich zum Beispiel bei einer ausgeprägten Trübung, die unter anderem als Reaktion auf eine Entzündung auftreten kann.
Im Rahmen der Behandlung werden inzwischen auch Laserverfahren eingesetzt, um damit einen besseren Behandlungserfolg zu erzielen. Femto-Teiltransplantation werden heute beispielsweise beim Keratokonus benutzt.
5. Wie verläuft die Nachsorge bei einer Hornhauttransplantation?
Behandlungserfolge hängen von der Nachsorge ab. Um die Wundheilung zu kontrollieren, bleiben Patienten normalerweise – wie nach einer Schwangerschaft oder Magen-OP – einige Tage in der Klinik. Der stationäre Aufenthalt umfasst in der Regel sechs bis sieben Tage. Nach der Entlassung muss die neue Hornhaut geschont werden – unter anderem durch das Tragen einer speziellen Augenklappe in den Nachtstunden.
Im Auge darf für vier Wochen nicht gerieben werden. Außerdem sollte über den gleichen Zeitraum auf einen Besuch um Schwimmbad oder der Sauna verzichtet werden. Patienten ist – um die Heilung positiv zu unterstützen – zur Einnahme der Medikamente/das Verabreichen der Augentropfen nach den ärztlichen Hinweisen zu raten. Nach vier Wochen erfolgt eine Wiedervorstellung. Achtung: In der transplantierten Hornhaut sind anfangs keine Nervenfasern vorhanden. Daher sind Fremdkörper kein zu unterschätzendes Risiko.
6. Woher kommen die Spenderhornhäute für eine Transplantation?
Gerade in der Behandlung schwerer Gelenksbeschwerden wird heute schon auf künstliche Gelenke gesetzt. Organtransplantate brauchen aber nach wie vor einen organischen Spender. Die Keratoplastik macht an dieser Stelle keinen Unterschied. Hornhäute, die transplantiert werden, kommen nach wie vor von verstorbenen Organspendern.
Im Gegensatz zu anderen Organen kann eine Hornhaut auch noch bis zu 72 Stunden nach Eintritt des Todes entnommen werden. Um für die Spende in Frage zu kommen, darf der Spender weder unter Erkrankungen der Augen noch übertragbaren Krankheiten gelitten haben. Nach der Entnahme wird die Spenderhornhaut in einer Nährlösung über bis zu sechs Wochen aufbewahrt.
Da bei der Hornhaut-Spende der Augapfel entnommen wird, kann anschließend eine Versorgung mit einer Glasprothese in der Augenfarbe des Verstorbenen stattfinden. Auf diese Weise bleibt es weiterhin möglich, eine Sargbestattung mit Aufbahrung zur Trauerfeier durchzuführen.
Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
Eine Keratoplastik ist eine Organtransplantation mit den entsprechenden Risiken. Im Vergleich mit anderen Transplantaten treten Abstoßungsreaktionen bei der Hornhauttransplantation nicht gehäuft auf, sie liegen sogar etwas darunter. Der Durchschnitt für Transplantate liegt bei etwa 35 Prozent. Laut Ärzteblatt wird aktuell intensiv an Verfahren geforscht, um diesen Anteil weiter zu reduzieren. Besonders niedrig ist die Abstoßung bei einer Teil-Transplantation. Hier gehen Quellen von einem einstelligen Prozentsatz aus.
Spender lassen sich kaum auf einer Liste erfassen, da sich deren Ableben zeitlich nur schwer eingrenzen lässt. Wie im Fall anderer Organtransplantationen gilt aber auch für die Keratoplastik, das Empfänger auf einer Warteliste geführt werden. Wer sich für diesen Eingriff entscheidet, muss daher mit einer gewissen „Vorlaufzeit“ rechnen. Ergibt sich nach der Hornhautspende ein Match in der Warteliste, kann der Eingriff durchgeführt werden. Daher ist die Transplantation mit einer gewissen zeitlichen Unsicherheit verbunden. Künstlich im Labor hergestellte Hornhaut-Transplantate haben hier deutliche Vorteile.
Für die Hornhautspende und Transplantation gelten klare Regeln. Es ist mit legalen Mitteln nicht möglich, sich einen besseren Platz auf der Warteliste für die Organspende zu erkaufen. Durchschnittlich liegt die Wartezeit in Deutschland bei neun bis 12 Monaten.
Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden bei der Keratoplastik viele Faktoren. Abstoßungsreaktionen können das Ergebnis negativ beeinflussen. Wie lange ein Transplantat hält, hängt auch am durchgeführten Eingriff (Voll- oder Teiltransplantat). Für Teil-Transplantationen wird von einer Lebensdauer zwischen 10 Jahren bis 30 Jahren ausgegangen.
Ob es durch die Transplantation überhaupt wieder zu einer Verbesserung bis nahe 100 Prozent Sehkraft kommt, richtet sich auch nach der Ausgangssehschärfe. Wird die Behandlung zu spät begonnen, fällt das Ergebnis allgemein schlechter aus. Einfluss hat auch die verwendete OP-Methode. Gerade für die Teil-Transplantation kann die Sehkraft schon nach einigen Tagen langsam wieder zurückkehren. Patienten müssen über die nächsten Wochen bis Monate aber Geduld haben.