Dank Pille und Kondom kann heute jede Familie ganz aktiv ihren Kinderwunsch gestalten. Und mit einer Vasektomie schaffen Männer gleich komplett vollendete Tatsachen. Was, wenn beim Sex aber doch mal ein „kleiner Unfall“ passiert. Kondome können genauso versagen wie ein Koitus Interrupts. Paare, die mit der Thermometer-Methode verhüten, können sich genauso wenig sicher sein, dass die Verhütung immer klappt. Wie teuer ist die Pille danach? Noch interessanter ist die Frage, ob vielleicht sogar die Krankenkasse mit ins Boot springt.
In Deutschland kamen nach dem Statistischen Bundesamt 2022 mehr als 730.000 Kinder auf die Welt. Viele Neugeborene sind heute Wunschkinder. Danke moderner Verhütungsmethoden lässt sich der Kinderwunsch zum Glück steuern. Wie verhalten sich Paare, wenn es beim Sex einen „kleinen Unfall“ gibt? Zum Glück ist die Pille danach rezeptfrei zu haben. Bekommen Selbständige und Beamte die Behandlung von der PKV erstattet?
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Wie viel kostet die Pille danach in der Apotheke?
- 2 2. Wie lange kann man die Pille danach noch nehmen?
- 3 3. Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?
- 4 4. Bekommt man die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke?
- 5 5. Zahlt die Krankenkasse oder PKV die Pille danach?
- 6 Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
1. Wie viel kostet die Pille danach in der Apotheke?
Die Pille danach ist eine Methode der postkoitalen Empfängnisverhütung. Sexuell aktive Frauen können diese Präparat einnehmen, um nach dem Sex und einem erfolgten Samenerguss die ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Verhütungspannen lassen sich damit vielleicht nicht verhindern – die Zeugung eines Kindes aber schon. Anders als die klassische hormonelle Verhütung über die regelmäßig eingenommene Antibabypille kann eine Pille danach auch ohne Rezept erworben werden.
Dafür eignet sich die Pille danach auch nicht zur regelmäßigen Verhütung. Es handelt sich rein um ein Notfallmedikament, das in Apotheken erworben wird. Hinsichtlich der Rezeptpflicht gelten allerdings Ausnahmen – dazu aber weiter untern in einem eigenen Absatz mehr. Die Preise für das Produkt variieren.
Grundsätzlich ist mit Kosten in der Apotheke zwischen 10 Euro bis 40 Euro zu rechnen. Ausschlaggebend ist der verwendete Wirkstoff. Die Preise für Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel liegen – bei einem Preisvergleich in Online Apotheken – zwischen knapp 10 Euro bis etwa 17 Euro pro Pille. Deutlich teurer ist die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat. Wer in der Apotheke zu diesen Präparaten greift, zahlt zwischen 30 Euro bis 40 Euro.
Je nach Apotheke können die Kosten auch etwas niedriger ausfallen. Rund 30 Euro sollte aber fast sicher für Ulipristalacetat basierte Pillen gerechnet werden. Wie bei Levonorgestrel ist je Packung eine Einheit – sprich eine Pille – enthalten.
2. Wie lange kann man die Pille danach noch nehmen?
Für eine Wirksamkeit der Pille danach ist entscheidend, diese sehr schnell im Anschluss an den Geschlechtsverkehr einzunehmen. In welchem Zeitraum das Hormonpräparat zur Notfallverhütung wirksam ist, hängt vom enthaltenen Wirkstoff ab. Grundsätzlich sind Produkte mit Ulipristalacetat über einen Zeitraum von bis zu 120 Stunden wirksam.
Heißt: Zwischen dem Geschlechtsverkehr und der Einnahme von Präparaten mit Ulipristalacetat dürfen bis zu fünf Tage liegen. Bei Produkten, die auf Levonorgestrel basieren, verkürzt sich dieser Zeitraum – auf maximal drei Tage. Spätestens 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr muss die Pille danach eingenommen werden.
Besonders kritisch ist in diesem Zusammenhang natürlich das Wochenende. Hier bleibt letztlich nur die Suche nach umliegenden Notdienst-Apotheken. Dadurch wird die Pille danach allerdings teurer – durch den erhobenen Notdienst-Zuschlag. Eine Notdienstgebühr von 2,50 Euro (einschließlich Umsatzsteuer) darf die Apotheke basierend auf § 6 Arzneimittelpreisverordnung für den folgenden Zeitraum erheben:
- 20:00 Uhr bis 06:00 Uhr werktags
- an Sonn- und Feiertagen
Leider kann es passieren, dass trotz einer zeitnahen Einnahme der Pille die Notfallverhütung fehlschlägt. In diesem Fall können mehrere Ursachen verantwortlich sein. Hierzu gehören:
- Übergewicht
- Wechselwirkungen
- ein bereits erfolgter Eisprung.
Für die Wirksamkeit der Pille danach gilt ein BMI von 30 oder mehr als kritische Grenze. Hier haben Studien eine deutliche Abnahme der Wirksamkeit ergeben. Gleichzeitig gelten für das Hormonpräparat ähnliche Wechselwirkungshinweise wie für die Antibabypille. Besonders Antibiotika kann deren Wirkung herabsetzen. Aber auch einige pflanzliche Stoffe – wie Johanniskraut – haben diese Wirkung.
3. Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?
Hormonpräparate, die zur Verhütung verwendet werden, haben Nebenwirkungen. Ein Umstand, der sowohl für die Antibabypille wie auch die Hormonspirale oder Hormonstäbchen mit Gestagen gilt. Und auch für die Pille danach sind Nebenwirkungen bekannt. Deren Einnahmen kann sich auf den Zyklus auswirken, aber auch das Allgemeinbefinden beeinflussen.
Bekannt ist, dass es durch die Pille danach zur Beeinflussung des Menstruationszyklus kommen kann. Die Regelblutung tritt unregelmäßig auf. Es kann außerdem eine Zwischen- und Schmierblutung auftreten. Aber auch eine eher zu späte oder sehr starke Menstruationsblutung ist als eine Nebenwirkung bekannt. Daher müssen Frauen ihre Regelblutung nach der Einnahme der Pille danach sehr genau beobachten.
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Mehr InformationenZusätzlich kann es auch zu weiteren Nebenwirkungen kommen, zu den folgende Symptome gehören:
- Übelkeit
- Bauchschmerzen, lokalisiert im Unterbauch
- Schwindel und Erbrechen
- Kopfschmerz
- Spannungsgefühl in der Brust.
Parallel zu den Nebenwirkungen weiß die Medizin auch, dass verschiedene Wechselwirkungen auftreten können. Dazu gehört die geringere Wirksamkeit bei einer Einnahme mit Antibiotika.
Achtung: Zum Problem kann Erbrechen werden. Sofern es innerhalb eines Zeitfensters von drei Stunden nach der Einnahme einer Pille dazu kommt, ist deren Einnahme zu wiederholen. Allgemein werden die beiden Wirkstoffe der hormonellen Notfallverhütung gut vertragen, die Nebenwirkungen sind vergleichsweise harmlos.
4. Bekommt man die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke?
Paare, die ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten, wollen schnell und unkompliziert zu einer Notfallverhütung greifen. Mit der Pille danach bietet sich diese Möglichkeit. Bis vor einigen Jahren galt in Deutschland eine allgemeine Rezeptpflicht für die enthaltenen Wirkstoffe. Inzwischen hat sich die Situation allerdings geändert.
Eine Pille nach dem Geschlechtsverkehr kann heute in Apotheken einfach ohne das Vorlegen eines ärztlichen Rezepts erworben werden. Damit ist die Abgabe an Männer und Frauen vollkommen problemlos möglich. Aber: Für die verschiedenen Präparate gilt auch weiterhin noch die Apothekenpflicht.
5. Zahlt die Krankenkasse oder PKV die Pille danach?
Die Pille danach – egal, ob mit Ulipristalacetat oder Levonorgestrel – gehört zu den Verhütungsmitteln. Auch, wenn es hier um eine ungewollte Schwangerschaft geht, werden die Kosten von 10 Euro bis 40 Euro durch die gesetzliche und private Krankenversicherung allgemein nicht gedeckt. Es handelt sich an dieser Stelle um eine reine Selbstzahler-Leistung.
Von dieser Regelung gibt es allerdings eine Ausnahme. So kann die Pille übernommen werden, wenn:
- Frauen nicht älter als 22 Jahre sind
- die Pille danach von einem Arzt verordnet wurde.
In diesem Fall kommt eine Kostenübernahme in Frage. Damit können auch Minderjährige eine ungewollte Schwangerschaft bei ungeschütztem Sex vor dem Eisprung verhindern. Ältere Frauen bekommen die Kosten nicht erstattet. Daran ändert auch die Vorlage eines Rezepts in der Apotheke nichts. Es macht in diesem Zusammenhang auch keinen Unterschied, ob Selbständige oder Beihilfeberechtigte die Notfallbehandlung brauchen.
Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
Für eine ganze Reihe verschiedener Arzneimittel ist eine Wechselwirkung mit Alkohol bekannt. So wird beispielsweise unter einer Therapie mit Antibiotika davon abgeraten, zu alkoholischen Getränken zu greifen. Eine vergleichbare Wirkung ist für die hormonelle Verhütung danach allerdings nicht bekannt. Auch nach deren Einnahme kann Alkohol getrunken werden. Aber: Es gilt auch hier die Faustregel, dass Erbrechen in den ersten drei Stunden nach der Einnahme die Wirkung so unsicher macht, dass die Pille danach noch einmal genommen werden sollte.
Die die beiden Wirkstoffe Levonorgestrel und Ulipristalacetat inzwischen aus der Rezeptpflicht in Deutschland entlassen wurden, dürfen Präparate ohne weitere Einschränkungen ohne Rezept auch von Männern erworben werden. Frauen können durchaus den Partner in die Apotheke schicken. Beim Kauf der Pille danach kann es allerdings passieren, dass Männern unangenehme Fragen zum Zyklus und dessen Regelmäßigkeit oder dem Einsprung gestellt werden.
Auch auf die Frage nach Unverträglichkeiten und Allergien können Männer nicht immer zufriedenstellend antworten. Außerdem werden Apotheker in der Regel auch wissen wollen, welche Medikamente derzeit eingenommen werden – um Kreuzreaktionen zu vermeiden.
Wie für alle bekannten Methoden zur Empfängnisverhütung gilt auch bei der Pille danach, dass es immer ein Restrisiko gibt. Dies spiegelt sich im Pearl Index wider. Grundsätzlich gilt die hormonelle Notfallverhütung gerade in den ersten 24 Stunden als sicher. Ein sehr hoher Anteil möglicher Schwangerschaften kann verhindert werden.
Mit zunehmendem Abstand zum Geschlechtsverkehr verringert sich diese Zuverlässigkeit aber wieder. So wird für Medikamente mit Levonorgestrel für das Zeitfenster zwischen 24 Stunden bis 48 Stunden mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent die Schwangerschaft verringert. Für einen noch größeren zeitlichen Abstand sinkt die Zuverlässigkeit noch einmal deutlich weiter.
Die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode gibt der Pearl Index ab. Ungeschützt liegt dieser bei 85 (von 100 Frauen werden innerhalb von 12 Monaten mit dieser Methode 85 schwanger). Für die Pille Danach liegt der Index bei etwa 0,9 bis 1. Allerdings hängt deren Zuverlässigkeit sehr stark davon ab, wann die Pille danach als Notfallverhütung eingenommen wird. Je länger die Zeitspanne zwischen Geschlechtsverkehr und Einnahme der Pille danach wird, umso stärker fällt auch die Zuverlässigkeit/Sicherheit in der Empfängnisverhütung ab.
Ja, nach gültiger Rechtsauffassung ist die Abgabe an Minderjährige in Deutschland erlaubt. Apotheker sind allerdings nach einer Handlungsempfehlung der Bundesapothekerkammer (BAK) angehalten, gewisse Regeln einzuhalten. Bis zu einem Alter von 14 Jahren sollte die Pille – egal, ob mit Ulipristalacetat oder Levonorgestrel – nur nach Zustimmung der Eltern abgegeben werden. Zwischen 14 bis 18 Jahren empfiehlt die Bundesapothekerkammer immer die Einzelfallabwägung. Entsprechend der individuell erkennbaren Reife kann eine Abgabe in Erwägung gezogen werden. Aus Haftungsgründen werden viele Apotheker aber sicher auf das Einverständnis der Eltern setzen.