Wenn das Herz nicht mehr richtig schlägt, entstehen schnell bedrohliche Situationen. Wer es nicht so weit kommen lassen will, achtet auf einen gesunden Lebensstil. Manchmal reicht aber auch das nicht mehr. Versagen alle anderen Behandlungsansätze, ist das Einsetzen eines Schrittmachers unausweichlich. Wie kompliziert ist dieser Eingriff? Viele Patienten haben Angst, dass ihre Krankenversicherung den Eingriff nicht zahlt.
In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 40.000 Menschen an einem Herzinfarkt. Herz-/Kreislauferkrankungen führen zu hunderttausenden Todesfällen – jedes Jahr. Ein Teil der Todesfälle wäre zu verhindern – wenn sich Patienten für einen Herzschrittmacher entschieden hätten. Krankenversicherer wie die Allianz übernehmen die OP.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Was kostet eine Herzschrittmacher-Operation?
- 2 2. Zahlt die Krankenversicherung für einen Herzschrittmacher?
- 3 3. Wann benötigt man einen Herzschrittmacher?
- 4 4. Welche verschiedenen Herzschrittmacher gibt es?
- 5 5. Wie verläuft eine Herzschrittmacher OP & wie lange dauert sie?
- 6 6. Wie verläuft die Nachsorge nach der Herzschrittmacher-Implantation?
- 7 Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
1. Was kostet eine Herzschrittmacher-Operation?
Wie teuer das Einsetzen eines Herzschrittmachers für Kassenpatienten bzw. privat versicherte Selbständige wird, lässt sich ausschließlich für das konkrete Fallbeispiel klären. Hintergrund: Es fließen verschiedene variable Faktoren ein. Für das Einsetzen des Schrittmachers gilt zwar eine feste Fallpauschale – wie auch für im Krankenhaus durchgeführte Magenverkleinerungen. Allerdings unterscheiden sich diese je nach eingesetztem System wie auch den Rahmenbedingungen der OP.
Zu den variablen Kosten gehören:
- Kosten für den Herzschrittmacher
- Unterbringung im 1-Bett- oder 2-Bett-Zimmer
- Kosten für die stationäre Unterbringung
- Zuschläge, die bei einem Krankenhausaufenthalt erhoben werden können.
Allein durch die Auswahl des Herzschrittmacher-Modells und Herstellers entstehen sehr große Unterschiede, welche sich auf mehrere tausend Euro belaufen. In Deutschland werden Schrittmacher unter anderem von:
- Boston Scientific
- Abbot
- Biotronik
- Lepu Medical
- Medtronic
eingesetzt. Allein für die Auswahl des Schrittmachers entfallen zwischen 1.500 Euro bis niedrige fünfstellige Eurobeträge. Entsprechend fallen die Kosten einer Herzschrittmacher Operation aus.
Neben der festen Fallpauschale, die für 1- oder 2-Kammer-Systeme unterschiedlich ausfällt, machen sich auch der Behandlungsablauf bemerkbar. Die Fallpauschalen gehen von einer Mindest- und Höchstliegedauer der Patienten aus. Bei Über- und Unterschreitung können Beträge zu- oder abgezogen werden.
Faktoren, welche die Kosten einer Herzschrittmacher OP beeinflussen:
- Kosten für den Schrittmacher
- Fallpauschale
- Komplikationen während der Operation
- Liegezeit im Krankenhaus.
Unterm Strich stehen für den Eingriff mehrere tausend bis zehntausend Euro auf der Rechnung. Speziell von Selbstzahler eigentlich finanziell nicht zu leisten. Wie sieht die Kostenübernahme für das Einsetzen eines Herzschrittmachers aus?
2. Zahlt die Krankenversicherung für einen Herzschrittmacher?
Ärzte setzen Herzschrittmacher bei Patienten ein, deren Herz aus eigener Kraft nicht mehr innerhalb des Normbereichs arbeitet. Schlägt das Herz zu langsam oder kommt es zu einer Erkrankung des Sinusknotens oder AV-Knotens, kann dessen Einsetzen nötig werden – um einen Herzstillstand zu verhindern.
Letzterer ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Daher müssen sich Beamte in der PKV oder angestellte Mitglieder einer Krankenkasse bei den Kosten keine Gedanken machen. Beide Versicherungssysteme übernehmen die Leistungen.
Wird der Eingriff ambulant vorgenommen, wird basierend auf der GOÄ abgerechnet. Hier ist nur bei den reinen Behandlungskosten mit 800 Euro bis 1.000 Euro – je nach Umfang der Behandlung (1- oder 2-Kammer-System) – zu rechnen. Diese Angabe lässt das Material außen vor.
Wie sieht es für Personen aus, die keine Krankenversicherung haben? Grundsätzlich ist sind Ärzte und Krankenhäuser im Notfall zur Behandlung verpflichtet. Im Zusammenhang mit der Behandlung ist zu prüfen, inwiefern sich einem fehlenden Versicherungsschutz abhelfen und Rechnungen nachträglich einreichen lassen. Ist grundsätzlich die PKV zuständig, gibt es bei wirtschaftlichen Problemen immer noch den Notlagentarif.
3. Wann benötigt man einen Herzschrittmacher?
Die Verwendung eines Herzschrittmachers ist in Verbindung mit verschiedenen Erkrankungen des Herzens indiziert. Hauptaufgabe des Schrittmachers ist eine Unterstützung der Herzfunktion, um Verlangsamungen des Herzschlags effektiv zu verhindern und eine stabile Herzrate zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig bei Patienten mit chronischen Herzrhythmusstörungen, um die Lebensqualität und körperliche Belastbarkeit zu verbessern.
Mögliche Situationen, in denen ein Schrittmacher erforderlich wird:
- Kritische Verlangsamung des Herzschlages: Auch als Bradykardie bezeichnet, kann dieser Zustand lebensbedrohlich werden. Eine zu niedrige Herzfrequenz kann die angemessene Blutversorgung des Körpers nicht mehr gewährleisten. Ein Zustand, der sich in Schwindel, Müdigkeit, Ohnmacht oder Herzinsuffizienz äußern kann.
- Erkrankungen mit Bradykardie: Verschiedene Krankheitsbilder, wie rheumatisches Fieber, Endokarditis oder Hypothyroidismus lösen eine dauerhafte Verlangsamung des Herzschlags aus.
- Herzinsuffizienz: Tritt eine krankhafte Herzinsuffizienz auf, kann diese auf Dauer lebensbedrohlich werden. Aus diesem Grund wird mit dem Schrittmacher versucht, eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
- Rhythmusstörungen: Gerät das Herz außer „Takt“, wird von Ärzten oft zuerst mit einer medikamentösen Therapie eine Besserung versucht. Scheint eine Besserung nicht wahrscheinlich, kann mit künstlichen Taktgebern nachgeholfen werden.
4. Welche verschiedenen Herzschrittmacher gibt es?
Welche Schrittmacher zum Einsatz kommen, wird sehr stark von der Ursache für die kardiovaskulären Probleme beeinflusst. Die Medizin hat für verschiedene Krankheitsbilder jeweils passende Geräte entwickelt. Diese Entscheidung basiert auf einer detaillierten Diagnose und individuellen Patientenbedürfnissen. Die Auswahl richtet sich nach Faktoren wie dem Alter des Patienten, dem allgemeinen Gesundheitszustand und spezifischen Herzerkrankungen. Zudem spielen technologische Fortschritte und neueste Forschungserkenntnisse eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der optimalen Behandlungsmethode. Modernste Techniken ermöglichen eine präzisere und effektivere Behandlung.
- 1-Kammer-Schrittmacher: Diese Variante kann entweder die Vorhöfe ansteuern oder die Herzkammern. Es ist nicht möglich, mit dieser Variante beide Kammern gleichzeitig ansteuern zu lassen. Diese Variante kommt unter anderem bei Erkrankungen der Sinusknoten des Herzens zum Einsatz.
- 2-Kammer-Schrittmacher: Mit dieser Form des Schrittmachers lassen sich sowohl die Vorhöfe als auch die Herzkammern ansteuern. Auf diese Weise ist der 2-Kammer-Herzschrittmacher in der Lage, eine koordinierte Herzfunktion zu realisieren.
- Resynchronisationsschrittmacher (CRT): Bei Herzschwäche besteht Verlauf die Gefahr von Blockaden im Reizleitungssystem. Hier kann beispielsweise der entstehen, was zu Asynchronie führt. Blut kann nicht mehr vollständig ausgeworfen werden, es fließt zwischen den Herzkammern hin und her. CRT Schrittmacher können mit einem Defibrillator gekoppelt werden und erhalten die Bezeichnung CRT-D.
- IDC (Implantierbare Cardioverter-Defibrillator): Werden eingesetzt, um Arrhythmien des Herzens, wie ventrikuläre Tachykardien (bei denen es im Extremfall zu einem Kammerflimmern kommt) zu behandeln. Dazu setzt der Defibrillator einen elektrischen Impuls in den Herzmuskel ab.
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Mehr Informationen5. Wie verläuft eine Herzschrittmacher OP & wie lange dauert sie?
Das Einsetzen des Herzschrittmachers ist heute für erfahrene Behandler ein Routine-Eingriff. Insofern ist die eigentliche OP-Dauer mit bis zu 90 Minuten kurz. Bei vielen Patienten kann dieser Eingriff auch ohne eine Vollnarkose erledigt werden. Wenn privat versicherte Freiberufler oder Rentner eine gewisse Unruhe vor dem Eingriff verspüren, ist eine Behandlung unter vollständiger Narkose aber genauso möglich. Für das eigentliche Einsetzen braucht es nur einen relativ kleinen, etwa fünf Zentimeter langen Schnitt.
Ablauf der Herzschrittmacher Operation im Überblick:
- Desinfektion und örtliche Betäubung eines Areals im Bereich des linken oder rechten Schlüsselbeins.
- Anlegen des Schnitts
- Vorschieben der Elektroden über die große Schlüsselbeinvene (bis in den Vorhof oder zu der Herzkammer)
- Anschließen der Elektroden an den Impulsgenerator
- Impulsgenerator wird in präparierter Tasche unterhalb des Schlüsselbeins platziert.
Im Rahmen des Eingriffs wird der Impulsgenerator auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten programmiert.
Im Normalfall ist für den Eingriff ein stationärer Aufenthalt von 24 Stunden einzuplanen. Dieser dient der Überwachung. Aufgrund von Komplikationen kann sich die Aufenthaltsdauer ausdehnen.
6. Wie verläuft die Nachsorge nach der Herzschrittmacher-Implantation?
Grundsätzlich kann nach dem Eingriff das Krankenhaus schnell verlassen werden. Zu Hause ist dafür Sorge zu tragen, dass der Verband nicht durchnässt. Gereinigt werden darf die Wundregion bis zum Ziehen der Fäden (nach 10 bis 14 Tagen) nur vorsichtig. Im Zeitraum von 30 Tagen bis drei Monaten schließt sich noch eine Nachuntersuchung an.
An die Behandlung schließt sich eine Reha als Teil der kardiologischen Rehabilitation an (siehe Reha Kosten). Diese unterstützt nach der Akutbehandlung und soll auf den Einstieg ins Berufsleben bzw. die Teilhabe am Alltag vorbereiten.
Zur Nachsorge gehören aber auch regelmäßig Untersuchungen. Hier werden die Funktion des Geräts sowie der Zustand der Batterie überprüft. Eine Herzschrittmacher Batterie hält circa 10 Jahre und wird bei Erreichen des unteren Toleranzbereichs ausgetauscht.
Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
Mit einem Schrittmacher ist die Lebenserwartung durch das Gerät selbst nicht nachhaltig eingeschränkt – auch nicht unter Berücksichtigung der Herzschrittmacher Batterie. Allerdings liegt der OP in der Regel eine Vorerkrankung zugrunde. Herzmuskelschwäche oder andere Erkrankungen haben Einfluss auf die Lebenserwartung.
Im Regelfall kann das Krankenhaus nach dem Eingriff zügig wieder verlassen werden. Um den Verlauf des Eingriffs zu beobachten, bleiben Patienten allgemein 24 Stunden in der Klinik. Eine Verlängerung des stationären Aufenthalts kann bei Komplikationen in Erwägung gezogen werden.
Eine AHB (Anschlussheilbehandlung) oder kurz Reha kann nach stationären Aufenthalten in Anspruch genommen werden. Das Einsetzen eines Herzschrittmachers macht hier keine Ausnahme. Prinzipiell geht es bei der Reha darum, Patienten auf den Alltag vorzubereiten. Es geht auch darum, den Lebensstil an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Zu den Komplikationen nach einer Schrittmacher OP gehört das Verrutschen der Elektroden. Wie bei jeder OP besteht immer ein Infektions-/Entzündungsrisiko. Wird der Eingriff unter Vollnarkose vorgenommen, bestehen die üblichen Risiken. Hierzu klärt der Anästhesist gesondert auf. Wichtig: Nach Monaten oder Jahren kann es im Bereich des Impulsgebers zu Infektionen kommen. Deuten sich Probleme an, ist sofort ein Arzt zu konsultieren.