Einige Privatversicherte erhalten von ihrer Krankenversicherung einmal im Jahr einen Brief, auf den sie sich freuen: Eine Ankündigung zur Beitragsrückerstattung. Wurde im laufenden Jahr noch keine Rechnung bei der PKV eingereicht, stellt die Versicherung eine Beitragsrückerstattung in Aussicht, die meist zwischen 1-3 Monatsbeiträgen liegt. Da überlegen viele Versicherte zweimal, ob sie noch eine Arztrechnung zur Erstattung einreichen oder lieber die Beitragsrückerstattung erhalten wollen. Welche Rolle die Beitragsrückerstattung in der PKV spielt und warum sie für die Steuererklärung wichtig ist, erfahren Versicherte im Ratgeber.
Rund 8,7 Millionen Deutsche haben eine private Krankenversicherung. Ungefähr die Hälfte der Vollversicherungen entfällt auf Personen mit Beihilfeberechtigung. Wer vor der Entscheidung für einen Tarif in der PKV steht, sieht auch das Thema der Beitragsrückerstattung. Hier gibt es einen Teil der Prämie zurück. Im Zahlenbericht 2020 flossen so etwa 3,4 Prozent der Beiträge wieder an Privatversicherte zurück.
Das Wichtigste zur Beitragsrückerstattung im Überblick:
- BRE als anteilige Erstattung der gezahlten Prämien
- Auszahlung für das vergangene Kalenderjahr
- Staffelung bei mehreren Jahren ohne Kostenerstattung
- Beitragsrückerstattung verringert Sonderausgabenabzug
- Erstattung über Gerichtsurteile möglich
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Was ist die Beitragsrückerstattung in der PKV
- 2 2. Wann bekommt man eine Beitragsrückerstattung der PKV?
- 3 3. Höhe der Rückerstattung kann variieren
- 4 4. Beitragsrückerstattung und das Thema Steuererklärung
- 5 5. Beitragsrückerstattung versus Selbstbehalt
- 6 Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
1. Was ist die Beitragsrückerstattung in der PKV
Privat versicherte Selbständige und Beamte in einem Beihilfe-Tarif erhalten regelmäßig Post von ihrem Krankenversicherer. In den Schreiben geht es um die Beitragsrückerstattung – kurz einfach BRE. Wer sich nach Überschreiten der JAEG das erste Jahr in einer privaten Krankenversicherung gegen Krankheitskosten schützt, reagiert im ersten Moment überrascht. Was steckt hinter Beitragsrückerstattungen?
Der Begriff selbst sagt eigentlich schon sehr viel über sich aus. In der PKV werden über die BRE an die Versicherten Beiträge wieder ausgeschüttet. In der Regel erhalten Privatversicherte diese Auszahlung im Folgejahr. Warum gehen Versicherungsunternehmen diesen Schritt? Offenkundig geht es den privaten Krankenkassen hier um Marketing. Denn eine hohe Rückzahlung verringert den real gezahlten Krankenversicherungsbeitrag. Vom Blickwinkel der Versicherten aus betrachtet bietet sich hier eine gewisse Wahlfreiheit. Wer seine wenigen Arztrechnungen aus eigener Tasche zahlt, streicht die BRE ein.
Ein Versicherter kann im Tarif seiner PKV durch die Rückerstattung bei den Beiträgen durch die Hintertür sparen. Ob eine Beitragsrückerstattung für die Versicherten wirklich von Vorteil ist, zeigt sich aber erst bei genauem Hinschauen. Denn: Eine Beitragsrückzahlung der Versicherer ist an Voraussetzungen gebunden. Und die Beitragsrückerstattungen spielen auch aus steuerrechtlicher Sicht eine Rolle.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen2. Wann bekommt man eine Beitragsrückerstattung der PKV?
Eine BRE wird schnell zum Verkaufsargument der Versicherungsmakler, wenn es um den Tarif-Vergleich verschiedener Anbieter geht. Was Interessenten an einer der Krankenversicherungen unbedingt im Hinterkopf behalten müssen: Die Beitragsrückerstattung der Versicherung ist an Bedingungen gebunden. Wer nur gegen eine Voraussetzung verstößt, riskiert die Rückerstattung bereits.
Übersicht zu den Voraussetzungen für eine Beitragsrückerstattung:
- Leistungsfreiheit im Vorjahr: Um über die private Krankenversicherung eine Erstattung zu erhalten, müssen die Versicherten leistungsfrei bleiben. Heißt im Klartext, dass ein Versicherungsnehmer keine Rechnungen einreichen darf. Davon sind aber Ausnahmen möglich.
- Keine Beitragsrückstände: Die zweite Bedingung wird von Versicherten schnell übersehen. Damit die private Krankenversicherung ihre BRE auch auszahlen kann, darf kein Beitrag geschuldet werden. Sobald Rückstände auflaufen, geht der Anspruch auf die Rückerstattung bei vielen Versicherungen verloren.
- Versicherungsschutz über 12 Monate: Beitragsrückerstattungen erhalten Privatversicherte nur, wenn sie über ein komplettes Jahr Mitglied der PKV sind. Wer innerhalb eines Jahres beihilfeberechtigt oder versicherungsfrei wird, erhält häufig noch keine Rückerstattung.
Ausgezahlt werden die Rückerstattungen für alle Versicherten einer Gesellschaft in vielen Fällen nach Ende des Kalenderjahres. Üblich ist die Ausschüttung zur Jahresmitte bzw. im dritten Quartal.
3. Höhe der Rückerstattung kann variieren
Geld von der privaten Krankenversicherung wieder zurückbekommen – hört sich verlockend an. Wieviel bekommen die Versicherten von den privaten Versicherungsunternehmen? An diesem Punkt ist zwischen zwei Arten der BRE in der Versicherung zu unterscheiden – erfolgsabhängigen und den erfolgsunabhängigen Beitragsrückerstattungen. In der privaten Krankenversicherung wird anders als in der GKV gewirtschaftet. Die Versicherer nutzen Beiträge nicht nur in Form von Rückstellungen für erwartete Leistungen. Gesetzlich sind sie auch zum Aufbau von Altersrückstellungen und Ähnlichem verpflichtet. Der Anspruch, nachhaltig zu wirtschaften und Überschüsse zu erzielen, ist bei einem privaten Versicherer sehr viel höher.
Genau hier setzen die erfolgsabhängigen Beitragsrückerstattungen an. Je besser das zurückliegende Geschäftsjahr gelaufen ist, umso höher kann eine BRE ausfallen. Aber: Es besteht immer die reale Gefahr, dass nur eine sehr niedrige oder sogar keine Rückerstattungen ausgeschüttet werden. Heißt: Auf die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung hat der Versicherungsnehmer keinen Anspruch.
Anders eine Beitragsrückerstattung, welche die Versicherung direkt in den Versicherungsbedingungen verankert. Erfolgsunabhängige Rückzahlungen werden immer in der festgelegten Höhe an die Privatversicherten ausgeschüttet. Auf welche Höhe sich der Betrag beläuft, variiert. Woraus speisen sich diese Beitragsrückerstattung? Nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz sind die Versicherungsunternehmen verpflichtet, Zinserträge an die Versicherten auszuzahlen.
So hoch sind die Beitragsrückerstattungen
In welcher Höhe werden die Beitragsrückerstattungen eigentlich ausgezahlt? Freiberufler oder Angestellte mit Einkommen über der JAEG dürfen regelmäßig mit einer Erstattung rechnen, die mehreren Monatsbeiträgen entspricht. Die genaue Höhe variiert je nach Art der Rückerstattung (also ob sie erfolgsabhängig als „Prämie“ bezahlt wird) und dem Versicherer.
- Berechnung anhand der Monatsbeiträge: Hier erhalten Privatversicherte zwischen einem bis drei Prämien zurück. Einige wenige Versicherungsunternehmen zahlen höhere Erstattungen aus.
- Berechnung anhand des Jahresbeitrags: In diesem Modell zahlt der Versicherer einen prozentualen Anteil des Jahresbeitrags an die Versicherungsnehmer wieder aus. Es kann hier um 10 Prozent bis 15 Prozent gehen.
Üblich ist auch, dass die erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung gestaffelt ist. Beispiel: Bleibt der Versicherte ein Jahr leistungsfrei, erhält er eine Monatsprämie zurück. Bleibt er zwei Jahre in Folge leistungsfrei, erhält er zwei Monatsprämien als BRE zurück. Diese Staffelung ist in den Versicherungsbedingungen nachzulesen.
4. Beitragsrückerstattung und das Thema Steuererklärung
Der Beitrag zur Krankenversicherung hat steuerliche Auswirkungen. Versicherte der privaten Krankenversicherung und der GKV nutzen dessen Abzug über die Sonderausgaben. Damit verringert sich beim Finanzamt das für die Einkommenssteuer maßgebliche zu versteuernde Einkommen. Nach § 10 EStG dürfen sozialversicherungspflichtige Personen und Beamte Sonderausgaben in Höhe von bis zu 1.900 Euro absetzen.
Wer die Krankenversicherung komplett aus eigener Tasche finanziert, hat einen deutlich höheren Sonderausgaben-Abzug – von bis zu 2.800 Euro. Die Krankenversicherungskosten sind hierbei besonders privilegiert, da sie im Rahmen der Basisabsicherung komplett angesetzt werden dürfen. Viele Verbraucher schöpfen die Möglichkeiten zum Abzug der Sonderausgaben damit aus.
Über die Vorauszahlung sind Steuerspareffekte möglich. Die Ausgaben für die PKV fangen den Nachteil auf, dass mit der Krankenversicherung ein Sonderausgaben-Abzug bereits ausgeschöpft ist. Aber: Eine Beitragsanpassung oder die Beitragsrückerstattung ist in dieser Konstellation natürlich noch nicht berücksichtigt. In solchen Fällen verringert sich der tatsächlich gezahlte Versicherungsbeitrag im Nachgang.
Hintergrund: Sobald Versicherungen die Rückerstattung für nicht in Anspruch genommene Leistungen ausschütten, verringern sich auch die gezahlten Monatsbeiträge aus der Basisabsicherung. Die entsprechende Mitteilung wird von den Versicherern in der Regel in den ersten drei bis vier Monaten nach dem Jahreswechsel verschickt.
5. Beitragsrückerstattung versus Selbstbehalt
Mit Blick auf das Sparen in der privaten Krankenversicherung ist die Beitragsrückerstattung eine Möglichkeit, die viele Versicherte in Betracht ziehen. Aber: Zu den Voraussetzungen gehört, dass weder Leistungen in Anspruch genommen werden noch ein Beitragsrückstand besteht. Und dass seitens des Versicherers regelmäßig eine hohe PKV Rückerstattung ausgeschüttet wird, ist bei den erfolgsabhängigen Rückerstattungen nicht garantiert.
Insofern ist die Höhe der Beitragsersparnis für viele der Versicherten aus den Erstattungen ihrer privaten Krankenversicherung nur bedingt planbar. Trotzdem sollten sich Versicherte genau ausrechnen, ob sie auf die vertraglich festgehaltene Beitragsrückerstattung setzen wollen oder nicht. Übersteigen die Rechnungen für Krankheitskosten eines Jahres den Selbstbehalt weit über den Betrag der BRE hinaus, lohnt sich das Nicht-Einreichen der Rechnungen nicht mehr. Dann macht es doch mehr Sinn sich die Krankheitskosten erstatten zu lassen, da die Erstattung größer ausfällt als die angekündigte Beitragsrückerstattung.
Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema
Die Unternehmen verfahren an dieser Stelle unterschiedlich. Die meisten Versicherer bestehen darauf, dass keine einzige Rechnung eingereicht werden darf oder maximal Ausnahmen für bestimmte Vorsorgeleistungen gelten, wie z.B. die Zahnprophylaxe. Diese Behandlung ist vom Versicherer aufgrund des langfristigen Gesundheitsvorteils erwünscht, sodass für deren Rechnung und Erstattung eine Ausnahme gemacht wird. Sofern keine weiteren Rechnungen eingereicht werden, kann es immer noch zu einer Beitragsrückerstattung führen.
Grundsätzlich gelten an dieser Stelle die Verjährungsfristen aus dem BGB (Bürgerliches Gesetzbuch). Gegenüber einer privaten Krankenversicherung dürfen Rechnungen von Ärzten oder Apotheken über einen Zeitraum von drei Jahren eingereicht werden. Die Frist beginnt immer mit dem Jahr, in dem Versicherte die Rechnungen erhalten haben.
Hebt die Versicherung die Beiträge an, erhöht sich auch die ausgeschüttete Rückerstattung. Dies gilt sowohl für die BRE auf Basis prozentualer Anteile – bezogen auf die Versicherungsprämie – also auch für eine Erstattung fester Anteile der Monatsbeiträge.
Viele Privatversicherte kennen nur die „klassische“ BRE als Ausschüttung der erwirtschafteten Überschüsse. Mit einem Urteil des BGH (Bundesgerichtshofs) stehen die PKV-Unternehmen vor einer echten Herausforderung. In diversen Fällen haben Versicherte die Möglichkeit, einen großen Anteil an Monatsbeiträgen zurückzufordern – wenn Beitragserhöhungen nicht ausreichend genau kommuniziert wurden. Aber: Einfach ins Blaue darf kein Privatversicherter aus seinen Tarifen Prämien zurückfordern. Ohne Anwalt hat man schnell die Rechnung ohne „den Wirt gemacht“, die Versicherungen wehren sich gegen solche Forderungen.
Wer als Angestellter oder Freiberufler privat versichert ist, braucht die Rückerstattung nicht selbständig auszurechnen. Die private Krankenversicherung weist über den Beitragszahlungsnachweis ausgeschüttete Rückerstattungen aus. Die hier festgehaltenen Anteile der Basisabsicherung beziehen sich nur auf die tatsächlich gezahlten Beiträge für die private Krankenversicherung und können in der Steuererklärung angegeben werden.