Finanzielle Notsituationen können immer entstehen. Für Beitragsschuldner in der PKV ist der Notlagentarif in dieser Situation Rettungsanker. Er unterliegt spezifischen Regelungen und soll Versicherten mit Außenständen bei der Privaten Krankenversicherung dabei helfen, die Beitragsschulden abzubauen. Das Ziel: Schuldner tragen die Verbindlichkeiten ab und genießen wieder den vollen Schutz der Privaten Absicherung. Im Ratgeber wird der Notlagentarif PKV genau unter die Lupe genommen. Wie funktioniert der Sondertarif? Und an welche Bedingungen ist der PKV Notlagentarif gekoppelt.
Wichtige Fakten zum Notlagentarif Private Krankenversicherung:
- Notlagentarif PKV bietet nur medizinischen Mindestschutz
- Im August 2013 eingeführt
- 100 bis 125 Euro im Monat Beitragskosten
- Leistungen bei Akut- und Schmerzversorgung
- Versorgung bei Schwangerschaft/Mutterschaft
- Vorsorge bei versicherten Kindern
- Keine Alterungsrückstellungen
- Soll Tilgung von Beitragsrückständen ermöglichen
Inhaltsverzeichnis
1. PKV Notlagentarif: Was ist das & was bringt er?
Am 1. August 2013 hat der Gesetzgeber den sogenannten Notlagentarif eingeführt – mit dem Gesetz zur Beseitigung sozialer Überforderung bei Beitragsschulden in der Krankenversicherung (KVBeitrSchG). Nötig wurde dieser Schritt vor dem Hintergrund einer sich immer stärker auswirkenden Schuldenproblematik in der PKV.
Im Endergebnis beliefen sich Ende 2012 die Rückstände in der Privaten Krankenversicherung auf über 700 Millionen Euro (Quelle: PKV Verband). Als Lösung des Problems führte der Gesetzgeber den Notlagentarif ein. Wie sehen dessen Rahmenbedingungen aus?
Der Notlagentarif ist ein spezieller Tarif, der einen reduzierten Leistungsumfang aufweist. Wer über ihn versichert ist, kann medizinische Leistungen der Akut- und Schmerzversorgung beziehen. Zu den Leistungen im Notlagentarif PKV zählt damit die stationäre Versorgung und Leistungen einer entsprechenden ambulanten Behandlung. Der Fokus liegt auf Heilbehandlungen, die wirtschaftlich und zweckmäßig sind – und in Deutschland erfolgen. Unter bestimmten Bedingungen kann auch ein Leistungserbringer in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und in Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes in Anspruch genommen werden.
Sind Kinder und Jugendliche über den Notlagentarif versichert, werden die Kosten für medizinisch notwendige Heilbehandlungen aufgrund von Krankheit – oder als Unfallfolge erstattet – sowie Aufwendungen für Vorsorgeuntersuchungen, Früherkennungsuntersuchungen und Impfungen übernommen.
Für Schwangere und Frauen in der Mutterschaft ist die Übernahme von Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen, Entbindungs- und Wöchnerinnenbetreuung sowie weiteren notwendigen Leistungen vorgesehen. Der Tarif umfasst auch einen nicht rechtswidrigen Schwangerschaftsabbruch.
Der 2013 eingeführte Notlagentarif ist für Beitragsschuldner gedacht, die aufgrund der Versicherungspflicht nicht aus der PKV austreten können und gleichzeitig ihre Beiträge nicht mehr zahlen können. Im Kern bietet der Notlagentarif Leistungen bei Akut- und Schmerzversorgung sowie im Zusammenhang mit Schwangerschaft und der Versorgung von Kindern. Es handelt sich letztlich um die Sicherung einer medizinischen Mindestversorgung.
2. Welche Kosten entstehen im Notlagentarif?
Die Kosten für den Private Krankenversicherung Notlagentarif liegen bei 100 bis 125 Euro im Monat. Somit ist er eindeutig günstiger als der PKV Basistarif, welcher von den Leistungen dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse ähnelt. Im Notlagentarif/Nichtzahlertarif wird keine Altersrückstellung PKV gebildet. Im Gegenteil: Letztere können in Höhe von bis zu 25 Prozent auf die Prämie übertragen werden.
Zusätzlich erkennt der Nichtzahlertarif dem Versicherten ein Rückkehrrecht zu. Sobald er die rückständigen Prämien der Säumniszuschläge und die Beitreibungskosten beglichen hat, ist es möglich, dass er in den alten Tarif zurückkehrt.
Der PKV Notlagentarif ist mit 100 bis 125 Euro Beitrag im Monat sehr kostengünstig und ist somit niedriger als der Basistarif, der von der Privaten Krankenversicherung angeboten wird. Es werden keine Alterungsrückstellungen gebildet – aber bisher gesammelte Rückstellungen können den Beitrag des Notlagentarifs um 25 Prozent reduzieren. Der Notlagentarif einer Privaten Krankenversicherung ist zudem arbeitgeberzuschussfähig. Auf diese Weise reduziert sich die Prämie noch einmal.
Besonders viel Augenmerk ist im Nichtzahlertarif den Leistungsbedingungen der Versicherung zu schenken. Im Vergleich zu den „normalen“ Tarifmodellen sind die abrechnungsfähigen Steigerungssätze. Entsprechend der Musterbedingungen des PKV Verbandes wird beispielsweise nur der 1,16-fache Satz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) bei ambulanter Behandlung erstattet.
3. Wie beantrage ich den Notlagentarif & wie komme ich zurück?
Der Notlagentarif PKV muss nicht extra beantragt werden. Die Einstufung in den Sondertarif koppelt der Gesetzgeber über § 193 Abs. 6 VVG an das Ruhen des Tarifs aufgrund entstandener Beitragsschulden. Wie sieht der Ablauf im Detail aus?
Werden Beiträge in Höhe von zwei Monatsprämien nicht gezahlt, erhält der Versicherte vom Versicherer eine Mahnung. Der Privat Versicherte zahlt zusätzlich einen Säumniszuschlag von 1 Prozent des Beitragsrückstandes und die Mahnkosten. Wer seinem Versicherer zwei Monate nach der ersten Mahnung immer noch mindestens einen Monatsbeitrag schuldet, bekommt eine zweite Mahnung. Die Versicherung weist den Kunden dann darauf hin, dass der Vertrag ruht, wenn die Beitragsschuld nicht innerhalb des nächsten Monats beglichen wird. Tritt diese Situation ein, ruht der Vertrag ab dem nachfolgenden Monat. Es dauert also fünf bis sechs Monate bis zur Einordnung in den PKV Notlagentarif.
Wichtig: Die Schaffung des Notlagentarifs beruht auf einer gesetzlichen Vorgabe gegenüber der Branche. Daher existiert bei jeder privaten Versicherung – wie z.B. der Gothaer Krankenversicherung – ein entsprechender Vertrag mit identischem Leistungsrahmen.
4. Letzter Ausweg GKV: So kommen Sie wieder zurück
Wer sich einmal für die Private Krankenversicherung entschieden hat, weiß die PKV Vorteile zu schätzen. Die Einführung des Notlagentarifs und dessen Hintergründe zeigen, dass die Private Absicherung auch eine andere Seite hat. Geringverdienende Selbständige oder Freiberufler, die längere Zeit kein Einkommen erzielen – etwa wegen Krankheit – können unter Druck geraten. Eine Option, um der Situation Herr zu werden, ist der 2013 eingeführte Notlagentarif PKV.
Die zweite Möglichkeit wäre eine Rückkehr in die GKV. Dieser Schritt ist komplexer als der Eintritt in die Private Krankenversicherung – da der Systemwechsel eigentlich bindend ist. Aber: Betroffene können sowohl über eine Beschäftigung als auch die Familienversicherung den Wechsel PKV GKV anstreben.
Im Zuge der Anstellung mit einem Gehalt unter der JAEG lebt die Versicherungspflicht nach § 5 SGB V auf. Die Familienversicherung nach § 10 SGB V kann Betroffene aufnehmen, wenn diese ihre selbständige Tätigkeit aufgeben.
Bevor sich Privat Versicherte mit dem Gedanken an eine Rückkehr in die GKV auseinandersetzen, ist generell ein Kassenvergleich bzw. der Griff zum GKV Rechner zu empfehlen. Letztlich sind – wie in der PKV – Fehlentscheidungen ärgerlich.